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 Lehmann Otto 1411


Das monumentale, in prägnanten Rottönen vor dunklem Grund gehaltene Acrylgemälde Ohne Titel des Künstlers Otto Lehmann hängt aktuell in den Büroräumlichkeiten im ersten Obergeschoss des Kunst(Zeug)Haus und beeindruckt Besuchende und Mitarbeiter:innen gleichermassen. Auf der grossen Leinwand wird ein Mensch von einem auf ein phallisches, trichterförmiges Gebilde reduzierten Gegenüber verschlungen. Handelt es sich dabei um eine Blume? Oder einen Pilz? Diese Frage lässt der Künstler unbeantwortet, allerdings wird deutlich, dass die Figur mit bedecktem Kopf jeglichen Bezug zur Aussenwelt verliert. Der Künstler setzt die sitzende Figur der existenziellen Extremsituation ausweglos aus und zieht die Betrachtenden geradezu in sein Bild, um sie dem Zustand der Bedrohung und Verlorenheit auszusetzen.

Grossformatige Figurenbilder wie dieses, die auf Metaphern aufgebaute seelische Zustände abbilden und in expressiven Farben innere Spannungen ausdrücken, gehören ab den 1980er-Jahren zu den ausdruckstarken Werken Lehmanns. Die Beschäftigung mit dem existenziellen Sein des Menschen mit einer Tendenz zur melancholischen Grundstimmung nimmt in seinem gesamten zeichnerischen und malerischen Werk eine tragende Rolle ein.

Otto Lehmann (1943–2021) war bis 1981 hauptberuflich in seinem erlernten Beruf als Gebrauchsgrafiker tätig. Danach widmete er sich ganz der Arbeit als freier Künstler. Sein Leben lang mit seiner Geburtsstadt Solothurn verbunden, war er seit den 1960er-Jahren hauptsächlich im Kanton Luzern ansässig. Lehmann erhielt wichtige Auszeichnungen für sein Schaffen, darunter ein Bundesstipendium, den Anerkennungspreis der Stadt Luzern und einen Preis für Malerei des Kantons Solothurn. Das Kunst(Zeug)Haus zählt in seinen Beständen rund 90 Gemälde und Zeichnungen des Künstlers. Damit gehört er den vom Stifterehepaar liebevoll als «Langläufer» bezeichneten Kunstschaffenden an – Künstler:innen, mit denen Peter und Elisabeth Bosshard über Jahre besonders intensiv und freundschaftlich verbunden waren.