Annelies Štrba (*1947)
Linda, 1986
Handabzug auf Leinwand
29 x 27 cm
Inv.-Nr. 3607
Kunst und Alltag sind bei Annelies Štrba untrennbar miteinander verbunden. Ab den 1970er-Jahren führte die Künstlerin und dreifache Mutter während gut zwanzig Jahren Tag für Tag ein fotografisches Tagebuch ihres Familienlebens; etwa wenn ihre Tochter Linda ein Päckchen von ihrem Götti Ueli Berger (1937–2008) zum Geburtstag erhielt (Linda). Nachts, wenn die Kinder schliefen, entwickelte sie die Abzüge in der Dunkelkammer. Dabei verstand Štrba ihre Arbeit zunächst gar nicht als Kunst, sondern als eine Art Lebensbewältigung. Die Fotografien stapelten sich über die Jahre, es entstanden mehr als 10 000 Negative. Es ist diese ungeschönte Intimität, die dem frühen Porträt ihrer Tochter ebenso dokumentarische wie zutiefst persönliche Züge verleiht. In Linda als Isabella (Inv.-Nr. 4016) scheint sich die nun erwachsene Linda dagegen auch als Sujet emanzipiert zu haben. Sie ist nicht länger blosses Motiv der Mutter, sondern reagiert aktiv auf den Blick der Kamera. Sie inszeniert sich, nimmt über ihre Rolle als Tochter hinaus eine neue, eigene Identität an.
Annelies Štrba (*1947, Zug) ist freischaffende Künstlerin und lebt in Richterswil am Zürichsee. Sie arbeitet mit den Medien Fotografie und Video. Nach einer Ausbildung zur Fotografin erhält Štrba das eidgenössische Stipendium für angewandte Kunst (1971–1973). 1990, mit 43 Jahren, macht sie ihre Fotografien in der Kunsthalle Zürich erstmals einem breiteren Publikum zugänglich. Es folgen zahlreiche viel beachtete Einzel- und Gruppenausstellungen, sowohl in Europa wie auch in Japan und den Vereinigten Staaten.
Text: Silvan Benz
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Annelies Štrba (*1947)
Linda, 1986
Handmade print on canvas
29 x 27 cm
Inventory no. 3607
For Annelies Štrba, art and everyday life are inseparably linked. Starting in the 1970s, the artist and mother of three kept a photographic diary of her family life for nearly twenty years, documenting daily events such as when her daughter Linda received a small package from her godfather Ueli Berger (1937–2008) for her birthday (Linda). At night, when the children were asleep, she developed the prints in the darkroom. Initially, Štrba did not even consider her work as art but as a way of coping with life. Over the years, the photographs accumulated, resulting in more than 10,000 negatives. It was not until 1990 that she first made them public. It is this unvarnished intimacy that gives the early portrait of her daughter both documentary and deeply personal qualities. In Linda als Isabella (Linda as Isabella, Inventory no. 4016), the now-adult Linda seems to have emancipated herself as a subject as well. She now actively responds to the camera’s gaze, presenting herself, assuming new, independent identities beyond her role as a daughter.
Annelies Štrba (*1947, Zug) is an artist and lives in Richterswil on Lake Zurich. She works in photography and video. After training as a photographer, Štrba received the Swiss Federal Scholarship for Applied Arts (1971–1973). At the age of forty-three, in 1990, she exhibited her photographs to a broad audience for the first time at the Kunsthalle Zürich. This was followed by numerous well-regarded solo and group exhibitions in Europe as well as in Japan and the United States.
Text: Silvan Benz
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