Kunstwerk des Monats
August 2024

Palmstudien, 1993–1995

Hugo Schuhmacher (1939–2002)
Farbstift auf Papier, 7-teilig,
je 21 × 29,5 cm
Inv.-Nr. 2776–2782

Für Hugo Schuhmacher war die Kunst ein Medium, mit dem er seine Gedanken und Gefühle übermittelte. Besonders in der bildenden Kunst konnte er seine Meinung zu gegenwärtigen Problematiken in seinem «kritischen» Realismus zum Ausdruck bringen.

Seiner Malerei stand die damalig kanonisierte, bürgerliche Kunstvorstellung von Naturalismus gegenüber. Diese beschäftigte sich mit der reinen oberflächlichen Abbildung und dem malerischen Können. Die Kunst Schuhmachers hingegen durchbricht die Oberfläche, zeigt die Realität sowohl von aussen als auch von innen und folgt dabei einer vom Kunsthistoriker Georg Schmidt formulierten Definition von Erkenntnis: Dieser beschreibt eine mit dem Realismus einhergehende Einsicht der Wirklichkeit, die das Oberflächige durchlässig und die inneren Wahrheiten sichtbar macht. Schuhmachers Realismus legt zum einen die durch die von der Gesellschaft und Zivilisation hervorgerufenen Probleme offen, aber macht auch auf die unscheinbare Schönheit und Komplexität der Natur aufmerksam.

Reisen in ferne Welten und neue Orte haben den Künstler und sein Schaffen geprägt. Besonders Aufenthalte in Kanada und auf Bali hatten auf seine Kunst Einfluss, wodurch sich sein Themengebiet in den 1970er Jahren auf Kolonisation, Ausbeutung und Natur erweiterte. Es entstanden Werke von Landschaften, die anschliessend vom Künstler durchlöchert wurden, um so auf deren Bedrohung und Zerstörung aufmerksam zu machen. Im Laufe der Zeit schaffte er immer mehr Werke, die sich der Schönheit der Natur widmeten, wie auch die Palmstudien.

Als optische Sensation vergrössert und in Szene gesetzt, stehen die Strukturen der Palme in den Studien im Zentrum. Dabei fliessen neue Farb- und Umwelteinflüsse der exotischen Orte in sein künstlerisches Handwerk mit ein. Ziel Schuhmachers war es, sinnliche Erlebnisse aller Arten weiterzugeben. Doch obwohl die Politik hier in den Hintergrund gerückt zu sein scheint, sollen diese die Schönheit vermittelnden Werke nicht bloss ästhetisierend wirken, sondern eine subtile Zivilisationskritik hervorrufen.

Hugo Schuhmacher (1939–2002) ist in Zürich geboren. Er absolvierte 1961 in derselben Stadt eine Lehre als Retoucheur und malte im folgenden Jahr seine ersten tachistischen Bilder, die er auch alsbald in Gruppenausstellungen präsentierte. 1963 folgte bereits seine erste Einzelausstellung in der Städtischen Kunstkammer zum Strauhof in Zürich. Zwischen 1962 und 1979 unternahm der Künstler mehrere Studienreisen. Er besuchte Spanien, Paris, die Kanarischen Inseln, Favignana in Sizilien, Indonesien und Kanada.

Text: Elin Weiss