Keine Bilder.

Kunstwerk des Monats
Dezember 2021

Wasserzeichnungen, 2009–2013

Patrick Rohner (*1959)
Aquarell auf Papier
25 x 32.4 cm
Inv.-Nr. 3444–3447

Patrick Rohners Arbeiten erinnern an mikroskopische Aufnahmen von Pflanzen sowie Gesteinen. Dies kommt nicht von ungefähr, denn bei seinen Wanderungen in der Schweizer Bergwelt wird er inspiriert von der Natur. Es interessieren ihn besonders auf die Natur einwirkende naturwissenschaftliche Prozesse: biologische, physikalische und geologische Phänomene, welche über Jahre bis Jahrtausende hinweg organische Varietäten ausformen.

Wie die Natur benötigt auch Rohner für die Herstellung seiner Arbeiten viel Zeit. Dabei ist der Schaffensprozess Programm. Über Monate, manchmal Jahre müssen die Vorgänge wiederholt werden. Der Künstler beobachtet den Prozess akribisch, hält ihn auf Dateikarten fest, experimentiert und forscht. In einer laborähnlichen Situation im Atelier faltet er das Papier zu einem Behälter, den er mit Aquarellfarbe füllt. Durch die Nässe dehnt sich das Papier aus und die Farbe dringt in das Papier ein. Im Trocknungsprozess hebt, senkt und zieht sich das Papier wieder zusammen. Die Wiederholungen des Prozesses führen zum Kunstwerk.

Dabei werden unter Oberflächen verborgene Wirklichkeiten, die sich auch in der Natur wiederfinden, sichtbar. Doch dies ist nicht möglich bei einer flüchtigen Begegnung: Als Betrachter müssen wir eintauchen, uns Zeit lassen, um zur Wirklichkeit vorzudringen. Erst dann werden Risse, Ausschwemmungen und Sedimente, dreidimensionale Erhebungen und Senkungen erkennbar. Rohner ist es dabei wichtig, über eine Nachbildung der Natur hinaus zu gehen und aufzuzeigen, «wie der Mensch sich zur Natur verhält», wie der Künstler im Interview zur Ausstellung im Nidwaldner Museum 2015 sagte. Denn so wie er in den Prozess bei der Herstellung seiner Kunstwerke eingreift und diese bei der Entstehung beeinflusst, greift auch der Mensch in die Natur ein, verändert den Lauf des natürlichen Werdens. Dabei enthalten sich Rohners Arbeiten einer Beurteilung des menschlichen Eingriffs und dessen Auswirkungen auf die Natur. Wie ein Forscher visualisiert er für die Betrachterin oder den Betrachter seiner Bilder die reinen Fakten.

Patrick Rohner (*1959) erlernte sein Handwerk an der Schule für Gestaltung in Luzern und an der Düsseldorfer Kunstakademie. Schnell zog es ihn nach dem Studium zurück in die Schweiz, wo er seither lebt und arbeitet. 1997 erhielt er den Preis der Stiftung Pro Helvetia «Collection Cahiers d’Artistes», es folgten 1998 der Manor Kunstpreis St.Gallen und 2007 der Straubenzeller Kunstpreis, St.Gallen. Seinem Werk wurde 2015 eine Einzelausstellung im Nidwaldner Museum gewidmet.

Text: Julianna Ban.