Keine Bilder.

Kunstwerk des Monats
Juni 2021

untitled, 2001

William Cravis (*1964)
Gusskarton, Leim
Objektmass: je 28 x 10 x 25 cm
Inv.-Nr. 4148

In Zeiten, in denen es unaufhörlich regnet und sich grosse Wasserpfützen bilden, gehen die Menschen nicht ohne entsprechende Kleidung aus dem Haus. Dabei wird häufig zu einem bestimmten Kleidungsstück gegriffen – dem Gummistiefel. Ob als modisches Accessoire oder als reiner Funktionsschuh, das Schuhwerk kann in allen Farben und Mustern bewundert werden.

Diesen Stiefel machte der US-amerikanische Künstler William Cravis zum Hauptakteur in seinem Werk Untitled (2001), das im Rahmen des Rapperswiler Atelierstipendium der Stiftung FUTUR entstand. Die Stiefel, mehrfach ausgeführt, nutzte er für eine Performance, in welcher er durch den Zürichsee watete. Mit einem entscheidenden Unterschied: Anstatt das wasserundurchlässige Material Naturkautschuk zu verwenden, formte Cravis seine Fussbekleidung aus alten Eierkartons. Damit entzog der Künstler dem Stiefel seine ursprüngliche Funktion.

Daraufhin folgte das Unvermeidliche: Das Wasser weicht die Stiefel auf und mit der Zeit lösten sie sich nach und nach in eine faserig-pampige Struktur auf. Der Prozess des Zerfalls im Wasser hielt einen Moment der Vergänglichkeit fest. Denn nicht nur das Material selbst zersetzte sich, sondern der Künstler rückte sich selbst ebenfalls als endliches Wesen ins Zentrum der Performance. Cravis schien sich in einer modernen Vanitas-Fassung mit dem Werden und Vergehen aller Lebensformen auseinanderzusetzen. So fragt man sich: Schliesst sich hier der Kreis, in dem alles Leben im Wasser seinen Ursprung nimmt und im Selbigen endet?

William Cravis (*1964), Installations- und Mixed-Media-Künstler, arbeitet seit 2012 als ausserordentlicher Professor für das Visual Arts Program am Central Oregon Community College in Bend.

Text: Preciosa Alberto.