Bild: © 2023, ProLitteris, Zurich
Kunstwerk des Monats
Mai 2022
Space, 2009
Judith Albert (*1969)
Video, Farbe, ohne Ton
3:50 Minuten
Inv.-Nr. 3572
In ihren Videos und Installationen beschäftigt sich Judith Albert mit Zeit, Raum und Körpern. Die Videoinstallation Space zeigt den Aufbau einer Lichtskulptur. Sie ist 2009 entstanden und besteht aus einer Lichtschnur, die in der Dunkelheit zu schweben scheint. Aus einer Lichtspur wird in einem Garten ein magischer Raum geschaffen, der erst leuchtet und dann wieder erlischt. Die Künstlerin malt mit einer feinen Lichtschnur ein Zimmer in die Nacht, das ein sicherer Ort sein kann und das trotzdem exponiert erscheint.
In Space trifft ein zeichnerisches Element auf die analoge Filmaufnahme, und Materialisierung des Lichts auf die körnige Dunkelheit der Nacht. Albert spielt mit Hell und Dunkel, mit Verwandlung und Übergang und mit Mysterien, wie das scheinbare Schweben der Lichtschnur. Die Vielschichtigkeit des Werks zeigt sich schon in der Mehrdeutigkeit des Titels, der Raum, Welttraum oder auch Leerzeichen und Abstand bedeuten kann. Space ist bewusst in der Dämmerung entstanden und nur wer sehr genau hinschaut, kann sehen, welche Mechanismen dahinterstecken. Als Inspiration für ihr Werk nennt Albert den Text von Virginia Wolf Ein Zimmer für sich allein. Auch das Zimmer aus Licht steht für sich alleine in der Dämmerung in einem unbekannten Garten. Space birgt auch eine gewisse Fragilität und Vergänglichkeit in sich, denn nur solange Strom durch die Lichtschnur fliesst, entsteht der Raum und wird sichtbar. Gleichzeitig generiert die Fragilität des Werks auch eine Leichtigkeit, da die Schnur unmittelbar in der Luft verwurzelt? scheint. Die Videoaufnahme wurde in einem Zeitraffer zu einem lichtschwachen/dämmerigen Zeitpunkt aufgenommen. Die Lichtschnur verfestigt sich in der Dunkelheit zu etwas scheinbar Textilem oder Körperhaften.
Judith Albert, 1969 in Sarnen geboren, studierte an der Hochschule Luzern und an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. 2006 erhielt sie für ihre Arbeit den Swiss Art Award und 2016 den Innerschweizer Kulturpreis. Neben ihren Videoarbeiten ist sie auch für zahlreiche Installationen am Bau bekannt. Seit dem Ende der 1990er Jahre stellt sie regelmässig in Einzel- und Gruppenausstellungen aus, wo sie immer wieder mit dem Künstler Gery Hofer zusammenarbeitet. Heute lebt und arbeitet Judith Albert in Zürich.
Text: Lena Schiller.