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Kunstwerk des Monats
November 2023

Landschaften 2, 2010

Dominique Lämmli (*1964)
Lithografie auf Papier
90 x 63 cm
Inv.-Nr. 3587

Dass es sich bei dem Werk Landschaften 2 von Dominique Lämmli um eine Lithografie handelt, ist erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Der Farbauftrag, der von Weitem wie Acryl aussieht, weist bei näherer Betrachtung keine dreidimensionale Struktur auf. Eine Lithografie ist ein Druckverfahren, bei dem das gewünschte Motiv auf eine Steinplatte übertragen wird, auf welche man dann das Papier presst. Die Farbe wurde in diesem Werk auf den Stein getropft, getupft, geschmiert und fliessen gelassen. Ergänzt wird diese Praxis durch eine feine figürliche Darstellung: In der Mitte links sind mit hellen Linien eine Kiste und eine Fahne dargestellt. Die beiden Objekte stehen in bewegtem Wasser, was durch einige Linien angedeutet wird.

Lämmli interessiert sich in ihrer Arbeit für Fragen der Räumlichkeit. Zum einen für den dem Werk inhärenten Raum, zum andern für den bespielten Museumsraum, in welchem das Werk existiert. Dies ist auch in diesem Werk ersichtlich. Der Raum im Werk wird begrenzt durch den Papierrand und den Rahmen. Gestaltet wird er einerseits im einfarbigen Farbauftrag, andererseits durch zeichnerische Elemente. Der Farbauftrag wird durch die Intention der Künstlerin und durch die Wahrnehmung der Betrachtenden zu einem bedeutungstragenden Raum. Der Farbauftrag kann von den Betrachtenden – einem Rorschach-Test nicht unähnlich – mitgestaltet werden, indem sie die Formen interpretieren. So können die Flecken, dank des Einflusses des Titels, einfach in Berge, Flüsse, Pilze und Büsche umgedeutet werden. Verstärkt wird diese Strategie durch das figürliche zeichnerische Element: Lämmli fügt in ihre Landschaft Kiste und Fahne ein.

Dominique Lämmli wurde 1964 geboren und studierte Bildende Künste an der ZhdK und Kunsthochschulen in New York und Berlin, später schloss sie weitere Studien in Philosophie, Literaturwissenschaften und Bildungstheorie sowie psychologischer Didaktik ab. Für ihre Forschung zu Art in Action hat ihr 2022 die Humboldt Universität einen Doktortitel verliehen. Sie war Mitgründerin von FOA-FLUX, welche Projekte im globalen, aber auch im globalisierten lokalen Kontext durchführt. In ihrer Medialität sind die Arbeiten Lämmlis vielseitig, so arbeitet sie in der Druckgrafik, Malerei und Zeichnung, jedoch auch installativ, skulptural und performativ. Sie interessiert sich für Zusammenhänge: im Raum, zwischen ihren Arbeiten, zwischen Ländern und Menschen.

Text: Anna-Vera Oppliger