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Kunstwerk des Monats
November 2022

Wall Scan 2, 2012

Ilona Ruegg (*1949)
Zwei Ausstellungswandplatten, Neonleuchten, Kabel, Silberpapier, Metallkonstruktion
250 x 117 x 37 cm
Inv.-Nr. 4166

Die Lichtarbeit Wall Scan 2 – ungewöhnlich dezentral platziert – ist als ein freihängendes Objekt senkrecht zur langen Ausstellungswand installiert. Zwei parallele Ausstellungsplatten schaffen einen Zwischenraum, der mit vertikal angeordneten Neonröhren bestückt ist. Sie blenden. Strahlen unentwegt kaltes Kunstlicht aus. Wie wenn man direkt in einen Scanner blickt. Holzplatten, Kabel, Röhren sind sichtbar, bilden eine Einheit, die vom austretenden Licht zusammengefasst werden. Massiv vergrössert, verschiebt der Scanner bzw. das Kunstwerk unsere Wahrnehmung und lenkt das Interesse auf die Ausstellungswand.

Mutigere Kurator:innen setzten ab den 1990er-Jahren auf Wandfarben im Ausstellungsraum (im Lenbachhaus in München z.B. für die Ausstellung «Blauer Reiter» auf Kandinskyrot, Mackegelb oder Murnauer Blau). Doch bleibt das puristische Weiss nach wie vor beliebt. Aber Weiss ist nicht gleich Weiss. Blickt man in Rueggs Scanner, erkennt man die changierenden Weisstöne. Und wenn wir nun einen Schritt zurücktreten und die anderen Ausstellungswände anschauen: Haben sie die gleiche Dicke wie Rueggs Ausstellungsplatten? Ist es das gleiche Weiss? Und was ist überhaupt hinter der Wand? Haben Sie schon einmal hinter die Ausstellungswände des Kunst(Zeug)Haus geblickt? Ihre Neugierde – das verrate ich an dieser Stelle – wird auf jeden Fall belohnt.

Ilona Ruegg (*1949) wurde in Rapperswil geboren und lebt und arbeitet in Zürich. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt Ruegg an der Université de Vincennes in Paris sowie an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Ruegg beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Phänomenen wie zeitlichen Prozessen sowie Raumerfahrungen und drückt sich mit Malerei, Zeichnung, Fotografie, Installationen, Aktionskunst aus und realisiert Kunst im öffentlichen Raum.

Text: Alina Gnatyshina