Kunstwerk des Monats
September 2019
Nuage de particules, 2008
Carmen Perrin (*1953 in La Paz, Bolivien)
Polycarbonat, Acrylfarbe
100 x 100 x 3 cm
Inv.-Nr. 3181
Die Plastikerin und Installationskünstlerin Carmen Perrin lebt und arbeitet in Genf und Frankreich und verarbeitet natürliche Materialien sowie künstliche Werkstoffe zu raumgreifenden Arbeiten. Dabei erforscht sie die Trägermaterialien auf feinfühlige Weise und präsentiert dem Betrachter deren wesentlichen Eigenschaften auf eine subtil verspielte Art. Mit Nuage de particules (2008), dem «Kunstwerk des Monats September», steht ein Wandobjekt aus zahlreichen Polycarbonatröhrchen im Zentrum, die von Perrin an beiden Enden unterschiedlich bearbeitet wurden. Dadurch schafft die Künstlerin zwei überlagerte Bildebenen, von denen sich je nach Standort des Betrachters eine der beiden zeigt.
Bei frontaler Betrachtung gelangt der Blick bis zum zurückliegenden, mit Farbe aufgefüllten Ende der Röhrchen. Das gesamthafte Bild wirkt wie ein leuchtendes Blumenmeer. Dem Betrachter wird die materiallose Mitte der Röhre bewusst vor Augen geführt, denn ihm bleibt als Inhalt seiner Betrachtung allein die Farbe übrig. Verschiebt sich der Betrachterstandpunkt zur Seite hin, wird der Blick auf das Farbenmeer zunehmend verschleiert, bis die Masse der Röhrchen ein homogenes Grau formt. Vor diesem Hintergrund kann sich auf der vorderen Bildebene durch die ungleichmässig schwarz bemalten Röhrenrändern das Bild eines Tigers abheben. Die Bearbeitung der Oberfläche betont den materiellen Teil der Röhre, die Hülle, die den runden Hohlraum erst als solchen definiert.
Indem Perrin das Polycarbonat unterschiedlich bearbeitet, lässt sie überlagerte Bildebenen entstehen. Sie fordert damit die Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven und referiert auf spielerische Art und Weise wieder auf das Material und dessen Eigenschaften.
Text: Lisa Hangartner.