Textile Kunst ist eine Ausdrucksform, die sich durch ihre Vielseitigkeit und ihre Verbindung von Handwerk und Kreativität auszeichnet. Diese Gattung umfasst eine Vielzahl von Techniken wie Weben, Sticken, Quilten, Batik, Filzen, Häkeln etc., bei denen Stoffe, Garne und andere textile Materialien verwendet werden, um einzigartige Kunstwerke zu schaffen. Während textile Kunst lange Zeit hauptsächlich im häuslich-funktionalen Bereich beheimatet war und als eine weibliche Tätigkeit für dekorative Zwecke angesehen wurde, hat sie sich in den letzten Jahrzehnten zu einer anerkannten Kunstform entwickelt. Davon zeugen auch die zahlreichen textilen Arbeiten an der diesjährigen Biennale in Venedig. In der Sammlung Bosshard, die einen Querschnitt durch 50 Jahre Schweizer Kunstgeschichte bildet, vertiefen u.a. Verena Brunner (*1945), Heidi Bucher (1926–1993), Erwin Gloor (*1941), Christian Rothacher (1944–2007), Anne Sauser-Hall (*1953) und Verena Sieber-Fuchs (*1943) mit textilen und textil-verwandten Werken diese und weitere Themen auf ihre Art weiter. Ein wachsender Trend in der textilen Kunst ist die Verwendung von nachhaltigen Materialien und Techniken. Kunstschaffende wie Benoît Billotte (*1983) – der ebenfalls in der Sammlung des Kunst(Zeug)Haus vertreten ist – nutzen oft recycelte Stoffe, natürliche Farbstoffe und nachhaltige Fasern, um ihre Kunstwerke zu schaffen, was die textile Kunst zu einer wichtigen Stimme in der Diskussion um Umweltbewusstsein macht. Diese «grüne» Herangehensweise bringt nicht nur ökologische Vorteile mit sich, sondern verleiht den Kunstwerken auch eine zusätzliche Bedeutungsebene, indem sie die Betrachtenden auf die Herkunft und den Lebenszyklus der Materialien aufmerksam macht.