Kunstwerk des Monats
Juli 2024

Amanita Baby, 2007

Barbara Ellmerer (*1956)
Öl auf Baumwolle
50 x 40 cm
Inv.-Nr. 3086

Inspiriert vom Dichter und Philosophen Lukrez (1. Jh. v. Chr.) und seinem Werk De rerum natura (Über die Natur der Dinge) untersucht Barbara Ellmerer die unscheinbaren Dinge und erforscht die Natur in einem malerischen Prozess. Sie nähert sich den kleinen, versteckten Dingen an, vergrössert sie und stellt diese dann mittels künstlerischer Techniken in Szene.

Amanita Baby, ein sonst kleiner Fliegenpilz, erfährt auf Ellmerers Leinwand eine Vergrösserung. Durch den pastosen Farbauftrag, der die Struktur des Pilzes aufgreift, scheint er schon fast förmlich die Leinwand verlassen zu wollen. Er tritt hervor und verändert dadurch die Wahrnehmung der Betrachtenden. Amanita Baby fordert die Betrachtenden auf, zurückzutreten und Abstand zu halten, um erkannt zu werden.

In diesem Spiel mit der Wahrnehmung, in dem nun der Pilz die Rolle des Herantretenden übernimmt, eröffnet sich ein neues Feld der Kommunikation und der gedanklichen Verbindungen. Der Pilz möchte gesehen werden. Dies auch in der Natur selbst: Mit seiner Signalfarbe Rot macht er auf sich aufmerksam und hebt sich von seiner Umgebung farblich ab. Doch soll dies nicht eine Annäherung bezwecken, sondern eine Distanz erzeugen: Ein Schutz für den Pilz, nicht angefasst bzw. gefressen zu werden.

Barbara Ellmerer ist 1956 in Meiringen geboren. Im Anschluss an ihr Studium an der F+F Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich bildete sich die Künstlerin an der Berliner Hochschule der Künste weiter aus. Nach ihrer Ausbildung lebte sie in Italien, Spanien, Österreich und New York. Dabei hegte Ellmerer stets ein Interesse für Naturwissenschaften, Kosmologie und Biologie, wobei sich ihre Arbeitsweise durch die Frage nach dem Wesen der Malerei, und was diese kann, auszeichnet.

Text: Elin Weiss