Kunstwerk des Monats
Oktober 2022

DES, 2006

Clare Goodwin (*1973)
Acryl auf Leinwand
24 x 18 cm
Inv.-Nr. 2972

Mit ihrer Serie «Spatial Intervention» versetzt uns Clare Goodwin in den wohl wichtigsten Raum eines Haushalts, wo nicht nur zusammen gekocht und gegessen wird, sondern wo man über seinen Tag berichtet, wo diskutiert und gestritten wird und wo sich am Schluss einer jeden Privatparty die meisten Gäste aufhalten: die Küche.

Alte Wohnmagazine nutzt die Künstlerin für ihre Recherchen. Doch Goodwins Küche Des ist nicht belebt, keine Gerätschaften fordern zum Kochen auf. Wie aus einem Katalog abgemalt erscheint diese Küche. Ihre Küche ist zwar auf kleinem Format, doch durch die Perspektive wird man in sie hineingesaugt, und findet sich – wie bei Alice in Wonderland – selbst darin wieder.

Goodwin gibt den Bildern der Serie Vornamen als Titel und lässt dadurch aus ihren streng komponierten Hard-Edge-Bildern ein vielschichtiges Gegenüber entstehen. Die Künstlerin sagt: «Namen geben eine andere Möglichkeit, über Bilder nachzudenken, als es technisch klingende Bezeichnungen wie 'Konstruktion Nr. 4' tun könnten.» Und Namen können noch mehr: Nicht nur Soziologen können an Vornamen ablesen, welcher Generation und welchem Milieu ihr Träger angehören. Auch Laien wissen, dass Heinrich und Finn nicht zur selben Altersgruppe gehören. Durch die Anwendung von «Spacing», wie diese Technik bezeichnet wird, erschafft Goodwin für uns ein Porträt der in der Küche agierenden Person. Küche und Person werden eins.

Des lehnt sich an das Design von englischen Einbauküchen der 1970er-Jahre an. Orange lag im Trend ebenso wie die braunen Kacheln. Des scheint stolz auf seine neue Küche zu sein. Ein Status-Symbol. Prestige für die hart arbeitende und sparende middle class. Des hat die Hoffnung auf weiteren sozialen Aufstieg angesichts der Öl- und Wirtschaftskrise, horrender Staatsverschuldung und bürgerkriegsähnlicher Konflikte in Nordirland nicht verloren.

Clare Goodwin wuchs in Birmingham auf. Sie studierte Malerei an der Winchester School of Art und wechselte anschliessend an das Royal College of Art in London. Aufgrund einer Einladung durch das ECAV Sierre und unterstützt durch die britische Botschaft in Bern kam sie 2001 in die Schweiz. Heute lebt und arbeitet sie in Zürich. Sie ist Mitbegründerin des Studio K3 in Zürich.

Text: Julianna Ban